Wer bist Du? Die fleißigste Biene oder der Imker? Früher oder später kommt der Tag – an dem man sich entscheiden muss, ob man die Leiter rauf klettert oder nicht. Und so sicher wie das Amen in der Kirche kommt der Moment, wo man für sich als Führungskraft bewerten muss, ob man die fleißigste Biene im Stock oder der Imker sein möchte. Was meine ich damit …
Von Bienchen und Imkern …
Täglich prasseln Anforderungen und Probleme von außen auf Führungskräfte herein. Dies war schon immer so, wurde in den letzten Jahren jedoch immer massiver.
Die Führungskraft als fleißigste Biene ist auch die beste Arbeitskraft – zumindest denkt sie dies – und nimmt sich all dieser Anforderungen und Probleme persönlich an. Sie pflegt den Kontakt nach außen, kommuniziert, diplomatisiert und ist an jeder Front parat. Die Mitarbeitenden unterstützen in dem Rahmen, der ihnen vorgeben wird – meist ein sehr enger, mit wenig Selbstverantwortung.
Der Imker hingegen ist die Führungskraft, welche lediglich koordiniert und die besten Rahmenbedingen schafft, damit die Mitarbeitenden – also die Arbeitsbienen – am effizientesten die Anforderungen und Probleme lösen können.
Bildlich gesprochen: Er sorgt dafür, dass der Bienenstock an der richtigen Stelle im Wald bzw. auf der Wiese steht, damit die emsigen Bienen den meisten Honig produzieren können. Da der Imker seine Bienen kennt, weiß er, wie sie platziert werden müssen, um bestmöglich performen zu können. Die Mitarbeitenden bilden in diesem Führungsmodell die Aufschlagsfläche für die Herausforderungen. Sie agieren selbstverantwortlich, der Chef gibt ihnen den nötigen Raum und Halt.
Sie ahnen es vielleicht schon – es geht um die alles entscheidende Frage:
Möchte ich als Führungskraft AM oder IM Unternehmen arbeiten?
Nach Informationen des Havard Business manager (Ausgabe Mai 2022) fühlen sich 70 % aller Führungskräfte erschöpft von der Fülle ihrer Sachaufgaben. Kein Wunder, wenn man sich dafür entscheidet, die fleißigste Biene zu sein. Effizient kann dies nicht sein.
Die Lösung zukunftsfähiger Unternehmen lautet also: Sei der Imker, platziere Deine Bienen so SINN-voll wie möglich und führe im Sinne von Robert Dilts.
Die Pyramide von Dilts
Robert Dilts (Mitbegründer von NLP) zeigt in seiner Pyramide prägnant auf, welche sechs logischen Ebenen helfen, Veränderungsprozesse zu durchlaufen. Dabei wirken die Ebenen von oben nach unten.
Die Spitze der Pyramide ist der Sinn bzw. die Vision.
Die Studie "Purpose. Die große Unbekannte", welche Kienbaum in Kooperation mit Human Unlimited im deutschsprachigen Raum durchführte, zeigt, wie wichtig ein klar formulierter, starker Purpose für Unternehmen ist.
93 % der Befragten erachten es als wichtig, dass Unternehmen für sich eine "Daseinsberechtigung" definieren. Im scharfen Kontrast dazu steht, dass sechs von zehn Befragten den Purpose ihrer Organisation nicht wiedergeben können.
Da scheinen einige Imker ihrer Aufgabe nicht nachgekommen zu sein …
Die zweite Ebene von oben bei Dilts ist das Thema „Identität“.
Als Pionier des Personal Branding und Sparringspartner für Unternehmer und Unternehmen kann ich immer wieder nur betonen, dass Menschen Menschen brauchen, vertrauen und dann durch dick und dünn gehen.
„Echte“ Menschen sind aber nur solche, die authentisch sind, mit allen Ecken und Kanten und Macken. Mogelpackungen fliegen auf. Schein statt Sein ist der Killer schlechthin für eine Organisation, die funktionieren soll.
Imker sind nicht der Wolf im Schafsfell. Sie geben Halt und Orientierung, sie platzieren sinnvoll, sie lassen los und vertrauen ihren Bienen. Sie schaffen eine Atmosphäre, in der jeder gerne einen Flügelschlag mehr macht.
Ebene drei sind die Werte & Glaubenssätze
Unternehmenswerte sind kein Modewort, keine Schikane, sondern der Kitt, der das Unternehmen zusammenhält und nach vorne führt.
Als Unternehmer, der AM Unternehmen arbeitet, seinen Bienchen vollstes Vertrauen schenkt und sich seiner Identität bewusst ist, kennt der Imker natürlich seine Werte und Glaubenssätze. Und diese lebt er offen und ehrlich aus und vor allem vor.
Das Ergebnis einer Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen besagt, dass sich 40 % der Befragten wünschen, ihr Vorgesetzter würde eine Vorbildfunktion einnehmen. Fragt man, wie viele Führungskräfte denn tatsächlich eine Vorbildfunktion hätten, kommt das Ergebnis 10 %.
Da sage ich nur: „Auweia. Deutschland, wir brauchen mehr Imker!!“