Das ist jetzt wohl „Clubbing“ in Pandemie-Zeiten, fühlt sich auf jeden Fall so ähnlich an: Nur die Coolsten dürfen rein, die Schlange draußen wird immer länger. Und im Club oder jetzt im „Clubhouse“ hängt man relaxt, ‘nen Drink in der Hand mit den Hipstern der Stunde ab. Quatscht lässig über die Trends und Hypes, die die Welt bewegen. Kann es sein, dass das jetzt unser neues Clubbing wird?
Clubhouse: Der Türsteher
Eintritt nur für VIPs und die Coolen? Der Zugang zu Clubhouse ist reglementiert. Eintritt nur bei Einladung – für die Uncoolen gibt es auch eine Warteliste. Einfaches Konzept: das Prinzip der Verknappung. Und schon wird der Hype noch größer.
In Clubhouse lädt man andere Menschen ein, zum Beitritt, zum Talk. Und das verrät schon etwas zum eigenen Personal Branding. Eigentlich ein alter Hut: Sage mir, mit wem du sprichst und ich sage dir, wer du bist. Nicht zu unterschätzen im Clubhouse. Hier lädt ein, wer was zu sagen hat. Und wer sich in den „Talks“ mit den spannendsten oder tonangebenden „Clubhousern“ tummelt, der muss nicht nur etwas zu sagen haben, sondern auch bedeutend sein, oder?
Es hat eine entscheidende Wirkung für die Personal Brand, mit wem man spricht, wer alles zur eigenen Peer-Group gehört. Was sind das für Menschen, was haben die für ein Netzwerk? Sind es fachliche Diskussionen auf hohem Niveau? Geht es im Dialog mit Entscheidern um die Themen, die die Welt von morgen bewegen? Oder hört man zu, wie Promi XY bei der morgendlichen Joggingrunde ins iPhone keucht, eigentlich langweilig, aber es ist doch halt gerade in und verpassen will man ja auch nichts.
Im Clubhouse auf dem Dancefloor
Hat man erst mal die „strenge Tür“ gemeistert, ist man richtig drin im Clubhouse, dann aber zielsicher in Richtung Dancefloor. Hier geht es dann – hoffentlich – so richtig ab. Clubhouse ist unterteilt in Räume und Clubs. Hier wird unter unterschiedlichen Bedingungen diskutiert und geplaudert: Komplett offen für alle Nutzer oder in geschlossenen Gruppen. Hauptthemen der letzten Tage: Wie funktioniert das Clubhouse, was geht, was geht nicht?
Wichtig: Eine Aufzeichnung gibt es nicht, ist auch nicht erwünscht. Nicht einmal Bildschirmaufnahmen sind gestattet. Für die Kommunikation bedeutet das einerseits Schutz. Man kann theoretisch frei reden, es bleibt nichts, nichts kann weiterverbreitet werden, so wie wir es von anderen Kommunikationsformen kennen. Andererseits kann genau das auch zum Risiko werden. Lasse ich mich hinreißen zu einer unbedachten Äußerung? Sage ich vielleicht meine polarisierende Meinung zum Thema XY und verärgere damit meine Mitmenschen?
Und schon sind wir mittendrin im Personal Branding, Stichwort „polarisieren“ – ein wichtiger Punkt. Dem Polarisieren haftet ja eher ein negatives Bild an. Zu Unrecht, denn dahinter steht einfach ein klares Standing, eine feste, persönliche Haltung. Und, dass man zu dem, was man sagt, auch steht. Das ist aber immer seltener zu finden, vielleicht auch weil oft die Angst davor groß ist, dass die eigenen Worte eben weiterverbreitet und dabei auch aus dem Zusammenhang gerissen werden. Vielleicht fällt es in der Clubhouse-App leichter, „Gesicht“ zu zeigen oder hier besser: Meinung zu sagen. Aber klar muss sein – zeigt man Gesicht, Meinung, Marke – polarisiert das.
Soundcheck – was läuft im Clubhouse
Die Themenvielfalt ist groß. Es gibt Räume zu Marketing und Business, Gründer-Räume und Clubs zu Kommunikation, sogar Diskussionen zu Personal Branding auf Clubhouse – unser Thema.
Richtig aktiv zu sein, scheinen vor allem „Personalities“ aus Politik, Marketing und Medien. Für Unternehmen und Entscheider scheint vor allem eines der interessanteste Nutzen zu sein: Sie treten mit einer attraktiven Zielgruppe schnell und effektiv in direkten Kontakt und Austausch. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Risikobereite, mutige Personen können eine Fragerunde aufmachen und sich den womöglich unangenehmen Fragen stellen. Andere mit klugen Beiträgen und Diskussionen zu ihrem Fachthema glänzen. Was auch immer, hier ergibt sich die Kommunikation auf einem Social Media Kanal in Reinform. Der Mensch setzt sich direkt in Szene, zeigt seine Personal Brand. Wichtig dabei ist, dass daraus keine Inszenierung entsteht. Die Selbstvermarktung muss sitzen und die Kommunikationsform, ob Fragerunde oder Diskussion oder was auch immer, zur Person passen. Nur dann ist man glaubwürdig, authentisch und präsentiert seine Personal Brand: die eigenen Werte, die Identität, die Mission.
Afterhour – oder wie geht es weiter?
Das ist die große Frage. Bleibt Clubhouse der heiße Scheiß? Das große Ding? Und bei allem Hype, bringt es uns einen langfristigen Nutzen? Wird es eine Rolle spielen unter all den Social Media Plattformen?
Da können wir nur spekulieren. Klar ist: Je mehr Menschen drin sind, umso mehr Mainstream es wird, umso mehr wird der Hype wohl abnehmen. Was aber bleibt, sind die Personal Brands, die einen in Räumen und Clubs nachhaltig beeindruckt haben.