Während die Dynamik zwischen CEO und CFO oft diskutiert wird, kam die Beziehung zwischen CEOs und CHROs weniger zur Sprache. Dabei hat sie sich im Zuge der Covid-Pandemie als eine der wichtigsten Triebkräfte für den Wandel am Arbeitsplatz erwiesen. Weltweit begannen Unternehmen damit, sich Fragen zu stellen: Wie wollen wir künftig mit unseren Teams zusammenarbeiten? Wie wollen wir den wachsenden Forderungen nach Diversity und hybriden Arbeitsformen begegnen? Wie wollen wir dem Unternehmen Orientierung geben? Wie stellen wir uns zukunftsfähig auf? Bei all diesen Fragen rückte die Beziehung zwischen den CEOs und CHROs in den Fokus und spielt mehr denn je eine Rolle, wenn es um die souveräne Gestaltung und Sicherung des Unternehmens geht.
Eine weltweite Herausforderung
Nicht nur in Deutschland oder Europa ist der Fachkräftemangel eine Herausforderung. Auch in den USA zeichnet sich dahingehend ein klarer Trend ab. Laut des Microsoft Work Trend Index 2021 zogen 41% der US-Arbeitskräfte in Erwägung, ihren Arbeitgeber in diesem Jahr zu verlassen. Für eine aktuelle Studie von Qualtrics wurden weltweit 14.000 Vollzeitbeschäftigte aus 27 Ländern befragt – und auch hier sprechen die Zahlen Bände. Nur 65% wollen ihrem Arbeitgeber 2022 treu bleiben. Diese Trends deuten auf weitreichende Herausforderungen bei der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden hin, weshalb CEOs ihren Strategien diesbezüglich Priorität einräumen müssen, indem sie die Personalabteilung aufwerten und den Chief Human Resource Officers einen Platz am Tisch der obersten Führungskräfte einräumen.
Warum gehen die Mitarbeitenden?
Viele Unternehmen verstehen gar nicht, warum ihre Mitarbeitenden sich einen anderen Arbeitgeber suchen. Doch anstatt sich die Zeit zu nehmen, die wahren Gründe für die Fluktuation zu erforschen, greifen sie zu gut gemeinten Schnelllösungen, die nichts bringen. Schon lange lassen sich Fachkräfte nicht mehr mit einem kostenlosen Obstkorb oder dem Kickertisch gewinnen. Auch Floskeln wie „Wir sind kein Team, wir sind eine Familie“ locken niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Es wird ebenfalls versucht, die Mitarbeitenden auf monetärer Ebene zu halten. Unternehmen erhöhen beispielsweise die Gehälter oder bieten finanzielle Vergünstigungen wie Prämien an, ohne sich darum zu bemühen, die Bindungen der Mitarbeitenden zu ihren Kollegen und ihrem Arbeitgeber zu stärken. Das Ergebnis? Durch diese transaktionale Beziehung erinnern sich die Mitarbeitenden daran, dass ihre wirklichen Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
CEOs und CHROS müssen das Rätselraten über die Gründe für das Ausscheiden von Mitarbeitenden beenden und fundierte Strategien auf Führungsebene entwickeln, die auf den wirklichen Bedürfnissen der Mitarbeitenden basieren. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit für Weiterbildungen, mehr Flexibilität am Arbeitsplatz oder eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Um die Herausforderungen zu meistern, benötigen CHROs die Unterstützung des CEOs. Darüber hinaus sollten CHROs die Befugnis erhalten, weitreichende Veränderungen einzuleiten, wie die Neugestaltung der Unternehmenskultur, die Zusammenarbeit mit dem Kundendienst und der Öffentlichkeitsarbeit, um den Ruf des Unternehmens zu verbessern.
Homeoffice – nicht gemusst aber gewünscht
Ein entscheidender Faktor, der sich mit der Covid-Pandemie nachhaltig verändern wird, ist die Arbeit im Homeoffice. Viele Mitarbeitende werden über die nächsten Jahre feste Tage pro Woche oder sogar dauerhaft remote arbeiten. Wie sehr uns remotes Arbeiten begleiten wird, zeigt sich auch darin, dass die Stellenausschreibungen für Remote Jobs auf LinkedIn seit März 2020 um das Dreifache zugenommen haben. Durch die teilweise oder dauerhafte Abwesenheit der Mitarbeitenden ist es essenziell geworden, die emotionale Bindung an das Unternehmen und zum Team zu stärken. Das Remote Management wird zukünftig zu einer der wichtigsten Aufgaben in Unternehmen und stellt ganz neue Herausforderungen an die Führung. Es wird zur zentralen Aufgabe für CHRO und CEO, permanent das Leitbild und die Werte des Unternehmens überzeugend zu kommunizieren, glaubwürdig vorzuleben und authentisch zu zeigen.
Sinnloser Zweck oder Leitbild mit Verstand?
Um auf dem hart umkämpften Markt der Fach- und Führungskräfte zu bestehen, müssen sich Arbeitgeber attraktiv positionieren und ihren Ruf stärken. Dazu gehört auch die Formulierung eines Leitbildes. Viele Mitarbeitende sind allerdings der Meinung, dass der von ihrem Unternehmen angegebene „Zweck“ nicht viel bewirke, da er zu allgemein gehalten ist. Mit einem Leitbild aus dem Katalog ist also niemandem gedient. Die üblichen Floskeln, die in großen Lettern an den Wänden prangen, sorgen eher dafür, dass die Mitarbeitenden abgeschreckt werden und das Unternehmen als gesichtslos, eintönig und wenig innovativ erachten. CEOs und CHROs müssen in Bezug auf das Leitbild, den Sinn und Zweck des Unternehmens zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Wunsch der Mitarbeitenden nach Zugehörigkeit, sozialem Zusammenhalt und Purpose erfüllt wird. Ein starkes, authentisches und vor allem mit dem Unternehmen übereinstimmendes Unternehmensleitbild kann nicht nur dazu beitragen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu zeigen, sondern auch als Grundlage für die Bewältigung neuer Herausforderungen im Bereich der Mitarbeitendengewinnung und -bindung dienen.
Der Weg in die Zukunft
Die Beziehung zwischen CEO und CHRO ist eine der komplexesten im Unternehmen. Ein guter CHRO sollte für den CEO als vertrauenswürdiger Berater und gleichzeitig scharfer Kritiker agieren. Das Hauptaugenmerk des CEOs liegt nach wie vor oft auf den strategischen Zielen des Unternehmens, während die CHROs dazu ein gutes Gegengewicht schaffen, da sie sich mit Arbeitsgesetzen, Unternehmensrichtlinien und ethischen Grundsätzen auskennen. Daher haben sie sowohl die Pflicht als auch die Fähigkeit, den CEO in diesen kritischen Bereichen verantwortungsvoll zu beraten und anzuleiten, und sind nicht länger nur in der Rolle des Boten aktiv.
Ein CEO sollte sich darauf verlassen können, dass sein/e PersonalleiterIn dafür sorgt, dass die Unternehmenswerte aufrechterhalten und gleichzeitig die Interessen der Mitarbeitenden geschützt werden. In der sich verändernden Dynamik des Covid-Arbeitsplatzes hat sich das Duo CEO und CHRO eindeutig zum nächsten Dreamteam entwickelt. Insbesondere CHROs haben in dieser Übergangsphase der Weltwirtschaft den Wandel angeführt und enormen Einfluss auf die Unternehmenskultur und -politik. Daher müssen die PersonalleiterInnen sicherstellen, dass ihre Entscheidungen auf Fakten beruhen und gut durchdacht sind – sie müssen mit den organisatorischen und strategischen Zielen in Einklang gebracht werden.
Die zunehmende Bedeutung des CHROs weist auch auf einen wichtigen Wendepunkt in der Unternehmensführungspolitik hin, nämlich die steigende Bedeutung des Personalmanagements. Die LeiterInnen der Personalabteilung müssen diesen Moment nutzen, um einen Plan für die Zukunft zu entwerfen. Dieser konzentriert sich auf ihre entscheidende Rolle bei der Beratung der CEOs und darauf, eine verlässliche Beziehung zu schaffen, um das Unternehmen souverän und zukunftssicher aufzustellen.