"Können wir jetzt mal eine 2. Strophe singen?" – Vom Jammern zur Hoffnung.

Es gibt Momente, in denen man einfach nur laut „Stopp!“ rufen möchte. Wenn der Strom an Negativität nicht abreißt, wenn das kollektive Jammern wie ein Ohrwurm in Endlosschleife läuft. Mein Großvater hatte für solche Momente seinen ganz eigenen Spruch: "Können wir jetzt mal eine 2. Strophe singen?" Ein humorvoller, aber klarer Hinweis darauf, dass es Zeit ist, das Lied zu wechseln – oder zumindest den Ton.

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Ganz ehrlich? In der aktuellen Zeit ertappe ich mich fast täglich dabei, wie ich genau diesen Satz im Kopf habe. Überall scheint es nur noch darum zu gehen, was nicht funktioniert, was uns aufregt, was uns stört. Von den sozialen Medien bis hin zur Kaffeeküche im Büro – das Dauer-Jammern hat Saison. Und irgendwie fühlt es sich so an, als wäre das mittlerweile unsere erste Strophe geworden. Eine Melodie aus Klagen, Kritik und Katastrophen.

Doch wo bleibt sie, die 2. Strophe? Wo bleibt der Teil, der sich nicht nur mit den Problemen beschäftigt, sondern nach Lösungen sucht? Der Part, der Hoffnung macht, Perspektiven eröffnet und vor allem: der in Bewegung bringt?

Der gefährliche Sog des Jammerns

Jammern ist menschlich. Es verbindet uns, es schafft Verständnis, manchmal sogar Nähe. Doch wenn es zum Dauerzustand wird, passiert etwas Tückisches: Wir verlieren den Blick nach vorne. Wir verfallen in eine Haltung der Ohnmacht – überzeugt davon, dass wir eh nichts ändern können.

Dabei zeigt eine alte Weisheit doch klar den Weg: "Meine Gedanken werden meine Worte, meine Worte werden meine Taten." Was wir denken, prägt unsere Realität. Und wenn wir nur noch negative Gedanken kultivieren, dann wird genau das unsere Welt. Schauen wir uns um – in den Medien, der Wirtschaft oder der Gesellschaft – erkennen wir diesen Teufelskreis nur allzu deutlich. Empörung hier, Skandale da, Wutbürger überall. Ein Jammerkonzert in Dauerschleife.

Aber sind wir wirklich so verloren? Oder ist es einfach nur die falsche Strophe, die wir singen?

Die Macht der 2. Strophe – Hoffnung und Handeln

Die 2. Strophe bedeutet nicht, die Augen vor den Problemen zu verschließen. Sie bedeutet vielmehr, den Blick zu heben und zu fragen: "Was können wir tun?" Es geht darum, unseren Fokus zu verschieben – weg vom Unveränderbaren hin zu dem, was in unserer Macht liegt.

Statt uns über die Politik aufzuregen, könnten wir uns fragen: "Wie kann ich in meinem Umfeld Positives bewirken?"Anstelle von Frust über die Wirtschaft könnten wir überlegen: "Wie gestalte ich meinen eigenen Konsum bewusster?"

Das klingt vielleicht banal, aber genau hier liegt die Kraft. Im Kleinen. In unserem direkten Einflussbereich. Stephen Covey hat es mit seinem "Circle of Influence" auf den Punkt gebracht: Energie in Dinge zu investieren, die wir wirklich beeinflussen können, bringt Veränderung. Alles andere ist Zeitverschwendung.

Dankbarkeit als Kompass für den Wandel

Ein Schlüssel zur 2. Strophe ist auch die Dankbarkeit. Klingt kitschig? Vielleicht. Aber es funktioniert. Wer anfängt, bewusst das Positive wahrzunehmen – sei es die Tasse Kaffee am Morgen, das Lächeln eines Fremden oder das eigene Durchhaltevermögen – der stärkt seine Resilienz. Dankbarkeit ist der Boden, auf dem Hoffnung wachsen kann.

Und Hoffnung ist der Motor für jede Form von Wandel. Sie ist das leise, aber kraftvolle "Doch!" inmitten des "Alles ist schlecht". Hoffnung sagt uns: “Es muss nicht so bleiben. Es kann anders werden. Es kann besser werden.”

Also, was jetzt?

Es liegt an uns, ob wir weiterhin nur die erste Strophe singen – oder ob wir den Mut haben, die 2. anzustimmen. Eine, die sich nicht nur mit dem beschäftigt, was schiefläuft, sondern die auch Perspektiven eröffnet. Eine, die inspiriert, motiviert und verbindet.

Stellen wir uns vor, was passieren würde, wenn wir alle – jeder in seinem kleinen Kosmos – beginnen würden, diesen Perspektivwechsel zu vollziehen. Wenn wir aufhören würden, uns in der Empörung zu verlieren, und stattdessen anfangen würden zu fragen: "Was kann ich tun? Was können wir tun?"

Denn mal ehrlich: Wollen wir wirklich diejenigen sein, die sich im Jammern verlieren? Oder wollen wir die Hoffnungsträger sein, die Mut machen und den Blick nach vorne richten?

Ich für meinen Teil stimme jetzt die 2. Strophe an. Wer singt mit? 🎶

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