Gemecker im Büro – Mitarbeiterunzufriedenheit als Herausforderung für Führungskräfte

„Was soll ich denn noch alles machen?“
Diese verzweifelte Frage höre ich häufig von Führungskräften, die sich viel Mühe mit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen gegeben haben und sich dennoch mit der Unzufriedenheit ihrer Mitarbeitenden konfrontiert sehen. Die zunehmende Empörungskultur und das ständige Gemecker treiben viele Führungskräfte zur Weißglut und stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Doch wo liegen die Ursachen dieses Problems und welche Lösungsansätze greifen?

gemecker

Die häufigsten Ursachen von Gemecker

Managementwahrnehmung und Arbeitsanforderungen:

Oft mangelt es an einer klaren Wahrnehmung seitens des Managements. Es gibt ein Ungleichgewicht zwischen den Arbeitsanforderungen und dem, was den Mitarbeitenden möglich ist. Das führt schnell zu Unzufriedenheit. Zu hohe Anforderungen und Ungerechtigkeit in der Arbeit stellen weit verbreitete Auslöser dar.

Anerkennung und Wertschätzung:

Mitarbeitende, die sich nicht ausreichend anerkannt und wertgeschätzt fühlen, äußern vermehrt Unzufriedenheit. Führungskräfte, die die Leistungen ihrer Mitarbeitenden regelmäßig würdigen und ihnen zeigen, dass ihre Arbeit geschätzt wird, erleben mehr Harmonie im Team.

Work-Life-Balance und Homeoffice:

Ein weiteres bedeutendes Thema findet sich in der Work-Life-Balance. Besonders in Zeiten, in denen Homeoffice immer mehr an Bedeutung gewinnt, kommt es zu Spannungen. Unterschiedliche Generationen haben verschiedene Erwartungen an das Thema Homeoffice, was zu Missstimmung und Unzufriedenheit führen kann.

Der Meinungsmacher der Bude: Einfluss und Dynamik im Team

Oft stammen die Beschwerden von gerade mal ein oder zwei Personen, die besonders laut sind; jene, die bei Diskussionen ganz vorn mit dabei sind: die sogenannten Meinungsmacher. Ein Meinungsmacher nimmt erheblichen Einfluss auf die Stimmung und Dynamik im Team. Andere Mitarbeitende übernehmen seine Ansichten und Meinungen und verstärken die Stimmung dadurch enorm. Als Sprachrohr für die Anliegen und Beschwerden des Teams übernimmt der Meinungsmacher eine informelle Führungsrolle, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Arbeitskultur haben kann. Er kann als Katalysator für Veränderung wirken, indem er berechtigte Anliegen zur Sprache bringt und damit notwendige Anpassungen im Unternehmen anstößt. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass er eine negative Verstärkungskette im Team auslöst, wenn er hauptsächlich Kritik äußert, was die Moral und Motivation der anderen Mitarbeitenden beeinträchtigt.

Mein Freund Walter Kohl rät in solchen “Mecker-Situationen” dazu, zuallererst zwei Fragen zu klären:

Wer ist der Wortführer oder Meinungsmacher in der Situation? Von wem geht die Unzufriedenheit aus?

  • Verstehen Sie, woher das Gemecker rührt, können Sie als Führungskraft Ihre Reaktion besser anpassen.

Wo liegt die faktische Ursache des Gemeckers? 

  • Diese Frage hilft, den Handlungsbedarf einzukreisen. Wissen Sie konkret, worum es geht, können Sie das Problem direkt angehen. Sind jedoch allgemeinere Themen wie zu hohe Arbeitsanforderungen oder Work-Life-Balance die Ursache, ist es wichtig, zunächst die Erwartungen zu verstehen und sie dann mit der Realität abzugleichen.

Die Trennung macht’s aus

In unsicheren Zeiten neigen wir dazu, uns an allem zu stören und fühlen uns im Mecker-Modus wohl – das ist nur menschlich. Für Führungskräfte ist es hier jedoch besonders wichtig, den Trend der Empörungskultur von tatsächlich notwendigen Anpassungen im Unternehmen zu trennen. Sorgen und Ängste der Mitarbeitenden sollten direkt angesprochen werden. So wird schnell klar, ob berechtigtes Gemecker vorliegt oder ob es sich nur um dicke Luft handelt. Darauf aufbauend kann die Führungskraft konkret handeln.

Der Umgang mit Skepsis und dem ‚Betroffenen-Modus‘

Viele von uns kennen das Phänomen: Eine Führungskraft schlägt eine Änderung vor und die Antwort aus der Belegschaft lautet prinzipiell erst einmal „Nein". In wirtschaftlichen Begebenheiten wie der aktuellen erleben Führungskräfte es besonders häufig, dass Teams Neuem gegenüber skeptisch gegenüberstehen. Dies ist in Deutschland, wo Meckern eine Art Nationalsport zu sein scheint, ein bekanntes Phänomen.

Die Lösung? Aus dem Gefühl des „Betroffenseins“ in den Bereich der aktiven Einflussnahme wechseln. Stephen Coveys Modell des „Circle of Control“ bietet hierfür einen wertvollen Ansatz. Mitarbeitende, die sich im „Mecker-Modus“ befinden, fühlen sich meist als Opfer äußerer Umstände und lassen sich dem „Betroffenen-Modus“ zuordnen. In diesem Modus reagieren Menschen passiv, während sie im Einflussbereich aktiv Lösungen suchen und sich auf Aspekte konzentrieren, die sie kontrollieren können, wie es Covey beschreibt. Ziel ist es, diese Mitarbeitenden in den „Einflussbereich“ zu führen, wo sie konstruktive Fragen stellen, und Lösungen finden. Dies erfordert einen Perspektivwechsel in der Fragestellung und ermöglicht eine völlig neue Sichtweise.

Homeoffice und Generationenunterschiede, hier brodelt‘s

Themen wie mobile Arbeitsplätze und Homeoffice erfahren seit der Pandemie einen regelrechten Boom. Aus der Notwendigkeit heraus wurden die vielen Benefits des Arbeitsmodells deutlich – besonders für die jüngere Generation. Sie legen viel Wert auf eine gesunde Work-Life-Balance. Eine gewisse Anzahl an Homeoffice-Tagen gehört für sie dazu. Doch führt dieser Anspruch häufig zu Missstimmung. Die ältere Generation und die Babyboomer haben einen anderen Blickwinkel auf dieses Thema. Sie betrachten Homeoffice als ein Privileg, das mit Vertrauen in die Arbeit der Mitarbeitenden verbunden ist. Klare Regelungen und eines hohen Maßes an Eigenverantwortung ermöglichen einen guten, konstruktiven Umgang mit diesem Thema. Wenn Führungskräfte sicherstellen, dass die Arbeit auch im Homeoffice effizient erledigt wird und alle Mitarbeitenden fair behandelt werden, beugen sie aktiv ungutem Gemecker vor. 

Was also tun, wenn das Gemecker nicht aufhört?

Eine transparente Liste mit den Dingen, über die wiederholt gemeckert wird, hilft, die Ursachen der Unzufriedenheit zu identifizieren. Es ist besonders wichtig, gerechtfertigte Kritik vom „Jammern auf hohem Niveau“ zu trennen. Sie können auch externe Meinungen einholen und sich in die Lage der Mitarbeitenden versetzen, das hilft enorm. Ein Perspektivwechsel kann helfen, die Erwartungen Ihrer Mitarbeitenden besser zu verstehen und darauf zu reagieren. Insgesamt erfordert der Umgang mit Mitarbeiterunzufriedenheit Geduld, Verständnis und die Bereitschaft, konstruktiv auf Kritik einzugehen. Nur so bleiben wir als Unternehmen erfolgreich und schaffen ein positives Arbeitsklima.

Ben Schulz
Autor: Ben Schulz

Ben Schulz ist Sparringspartner für Geschäftsführer und Führungsteams in klein- und mittelständischen Unternehmen, wenn es um deren Strategie und Transformationsprozessen geht. Der Vorstand des Beratungshauses Ben Schulz & Partner AG legt den Schwerpunkt seiner Tätigkeit, gemeinsam mit seinem Team, auf die Schwerpunkte Unternehmensleitbildentwicklung, Kulturwandel, Führungskräfteentwicklung und strategischen Unternehmersparrings, bei denen es um die Steigerung von Perfomance geht.




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