An der Stelle möchte ich mich noch mal ganz herzlich bei meinem Team bedanken. Obwohl einige schon Feierabend hatten – und manche wohnen ein gutes Stück entfernt – sind trotzdem alle gekommen und haben bis nachts um 23 Uhr geholfen, den Keller zu putzen. Es gibt Momente, da muss man einfach handeln und nicht groß nachdenken.
So ist das auch mit den vielen Rückschlägen, die man in seinem beruflichen und privaten Umfeld erlebt. Da kann ich ein Lied von singen oder besser eine ganz Oper.
Rosamunde-Pilcher-easy-peasy-Leben ist leider an der Realität vorbei.
Wir verändern uns immer dann, wenn wir bis zum Hals im Sumpf stecken. In den extremsten Zeiten meines Lebens, in denen ich an meine Grenzen kam, in denen ich förmlich zu ersticken drohte, habe ich am meisten über mich gelernt. Ich sammelte Erfahrungen, die mich schmerzhaft erkennen ließen, was ich in Zukunft will und worauf ich gerne verzichten kann!
Ich befinde mich sicher in bester Gesellschaft, wenn ich mir rückblickend die Frage stelle: Was wäre gewesen, wenn …; wenn ich zum Beispiel in jungen Jahren keinen schweren Bandscheibenvorfall gehabt hätte und nicht ausgemustert worden wäre, wäre ich dann wirklich Personenschützer beim Bundesgrenzschutz geworden? Das war mein Traum.
So aber wurde ich Mediengestalter mit Schwerpunkt Grafikdesign. Bereits mit Anfang 20 war ich als geschäftsführender Gesellschafter selbstständig, verheiratet und bekam meinen ersten Sohn. Mit nicht einmal 30 Jahren kämpfte ich um die Existenz meiner Firma, war körperlich und mental ausgebrannt und stand vor dem Scheiterhaufen meiner ersten Ehe.
Noch vor meinem 40. Geburtstag musste ich meine Mutter beerdigen. Plötzlich kamen Fragen auf wie: Was hinterlassen wir, wenn wir gehen? Diese Frage stellte sich mir besonders intensiv im Jahr 2015, als meine Frau und ich auf dem Weg zu der Geburtstagsfeier eines Freundes in Augsburg waren, uns ein Lieferwagen ins Auto fuhr und wir einen sehr schweren Unfall hatten.
In meinem Kopf schlugen die Gedanken Purzelbaum: „Was wäre gewesen, wenn es in dem Moment vorbei gewesen wäre? Was hat für mich wirklichen Wert?“ Plötzlich stellt man alles infrage. Jahrelang war ich Werten wie Erfolg, Image, Status oder Geld hinterhergelaufen. Und auf einen Schlag wird alles so klein und unbedeutend. Ich beschäftigte damals 30 Mitarbeitende und entschied mich nach dem Unfall dafür, nicht mehr größer zu werden, sondern wieder kleiner. Ich erkannte: Die Größe einer Firma sagt nichts über deinen Erfolg aus.
Wie habe ich das geschafft?
Die Lösung lautet „radikale Akzeptanz“!
Radikale Akzeptanz ist das Gegenteil von Wollen
Es ist die Bereitschaft, darauf zu verzichten, sich gegen Schmerz und ungewollte Ereignisse aufzulehnen, sie zu bekämpfen oder irgendwie verändern zu wollen. Im Führungskräftecoaching gehe ich gerne und oft auf das Thema der radikalen Akzeptanz ein. Gerade nach den letzten drei Jahren ist das ein Thema, welches zu einer Kernkompetenz gehören muss.
Manche Dinge, für die man nichts kann, geschehen einfach. So ein kleines Virus, ein Krieg, Energieschock … aber statt dann lauthals zu fluchen und sich zu wünschen, es wäre nicht da, ist es besser, es anzunehmen und das Beste daraus zu machen.