Ein Bistro, im Herzen einer gut besuchten Kleinstadt. Es ist Mai, die Sonne scheint. Vor dem Eingang hat sich eine Menschenschlange gebildet. An der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift ‚Wegen Personalmangel heute Selbstbedienung‘. Eine einzige Angestellte sitzt an der Kasse. Bedienung gibt es keine. Nur wer zäh genug oder besonders hungrig ist, stellt sich an. Alle anderen sparen sich das Geld und essen dann doch lieber zu Hause.
Wo man hinsieht – von Restaurants über Büros bis hin zu Fabriken – liegt das Geld auf der Straße. Nur ist keiner da, der es aufsammelt. Die Frage, die sich aufdrängt: Sind die ach so fleißigen Deutschen faul geworden?
Die Verlockung des Status quo
Der Fokus auf die eigene Freizeit und eine gesunde Work-Life-Balance sind brandaktuelle Themen und fast schon Trends. Stunden zu reduzieren, Sabbaticals zu nehmen und mehr Freizeit zu genießen, scheint eine attraktive Alternative zur endlosen Hektik des Arbeitslebens. Doch während wir uns in dieser scheinbaren Bequemlichkeit suhlen, verlieren wir aus den Augen, dass Deutschland inmitten einer Phase wirtschaftlicher Herausforderungen steht. Fachkräftemangel und wirtschaftliche Instabilität setzen uns unter Druck, während wir zögern, unsere volle Arbeitskraft einzubringen, weil das Morgen nicht garantiert ist und wir ja sowieso nicht wissen, ob das alles wieder besser wird.
Die Suche nach Sinn und Perspektive
Der Ursprung unserer vermeintlichen Faulheit liegt jedoch tiefer. Die Pandemie, Kriege und Umweltkatastrophen der letzten Jahre haben viel Hoffnungslosigkeit verbreitet. Es ist schwer, sich anzustrengen, wenn die Zukunft düster erscheint und jeder Tag von neuen Katastrophenmeldungen überschattet wird. Doch während viele sich fragen, ob es überhaupt noch einen Sinn hat, sich anzustrengen, gibt es jene, die eine andere Perspektive einnehmen – oder die dies schnellstens tun sollten!
Der Mann, der die Wüste stoppte
Yacouba Sawadogo, bekannt als "Der Mann, der die Wüste stoppte", zeigt uns eine alternative Sichtweise. Inmitten von Dürren und Hungersnöten entschied er sich, die Wüste zu bepflanzen, anstatt sich von ihr besiegen zu lassen. Er sah sie nicht als Feind, sondern als seine Zukunft. Sein unermüdlicher Einsatz hat zu einem üppigen, lebendigen Wald geführt, der nicht nur Leben spendet, sondern auch Hoffnung. Die Bäume geben Schatten, speichern Wasser und schützen die Hirseernte. Seine Geschichte erinnert uns daran, dass die Zukunft nicht vorherbestimmt ist und wir die Kraft haben, sie selbst zu gestalten.
Die Rolle der Führungskräfte: Vorbild sein und Perspektive schaffen
Als Führungskräfte tragen wir eine besondere Verantwortung. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Ziele zu erreichen und Ergebnisse zu liefern. Dabei geht es nicht darum, sich in einem Gefühl der Selbstzufriedenheit zu suhlen, sondern darum, einen klaren Fokus auf das zu haben, was wirklich zählt: die Wirksamkeit unserer Arbeit und der unserer Mitarbeitenden. Als Vorbilder müssen wir Sinn in unserer Tätigkeit sehen, eine Perspektive entwickeln, die über den gegenwärtigen Moment hinausreicht. Wir müssen Hoffnung ausstrahlen, nicht nur für uns selbst, sondern auch für diejenigen, die uns folgen. Indem wir den Sinn unserer Arbeit erkennen und nach außen kommunizieren, geben wir anderen die Motivation, sich anzustrengen und Teil einer positiven Veränderung zu sein.
Die Illusion der Faulheit kann also überwunden werden, wenn wir uns bewusst machen, dass wir die Gestalter unserer Zukunft sind. Indem Führungskräfte sich von der Passivität lösen und eine aktive Rolle einnehmen, können wir eine Welt schaffen, in der Hoffnung und Engagement täglich gelebt werden. Denn am Ende des Tages wird es immer ein Morgen geben, und es liegt an uns, wie dieses aussehen wird.